Ungarns Weißweinreben

Olaszrizling (Welschriesling)
Diese Rebsorte ist auch bekannt unter dem Namen Welschriesling und ist die bedeutendste Weißweinrebsorte Ungarns und der gesamten östlichen Weinwelt. Sie wächst in Ungarn vor allem am Balaton. Ein besonders charakteristisches Merkmal ist die prägnante, erfrischende Säure. In Duft und Geschmack erinnern die Weine der Rebe oft an grüne Äpfel, rosa Grapefruit, Limetten und verfügen über eine feine Fruchtexotik wie Ananas und frische Bananen. Die Weine werden meist trocken ausgebaut und sollten jung getrunken werden. Der Olaszrizling ist nicht mit dem Weißen Riesling beziehungsweise Rheinriesling verwandt.



Furmint
Furmint ist die Hauptrebsorte im Tokajer-Gebiet, aber auch in anderen ungarischen Regionen verbreitet.
Sie zeichnet sich durch eine beachtliche Vielfalt aus, so dass wir diese Rebsorte als unkomplizierten, trockenen Weißwein für jeden Tag kennen und andererseits als aromatischen edelsüßen Wein mit hohem Lagerpotenzial.
Kennzeichnend für beide Varianten sind die lebendige Säure und die ausgeprägte Fruchtaromatik, die oft an reife Pfirsiche, Mango und Litschi erinnert, gepaart mit einem Hauch von weißen Blüten.



Hárslevelü (Lindenblättriger)
Hárslevelü ist auch bekannt als Lindenblättriger. War früher sehr verbreitet; heute wächst sie auch in Teilen der Slowakei und in Südafrika. Sie ist zweitwichtigste Rebsorte in der Region um Tokaj und kann als einheimische (autochthone) Rebsorte Ungarns bezeichnet werden.
Die Rebsorte hat aufgrund ihrer guten Säurestruktur und ihrer Alkoholgradation das Potenzial, langlebige Weine, vor allem im edelsüßen Bereich, hervorzubringen. Aber auch die trocken ausgebauten Weißweine überzeugen durch elegante Säure und Aromen von Wiesenkräutern und –blumen, Lindenblüten und einem würzigen Bukett.



Rizlingszilvány (Müller-Thurgau)
Dahinter verbirgt sich der Müller-Thurgau; diese Rebsorte ist in Ungarn am Balaton und in der Alföld-Ebene am stärksten vertreten.
Die Weine zeichnen sich, so wie sie wohl die meisten kennen, durch ihre milde Säure und die zart-blumige Aromatik aus. Die Weine schmecken am besten, wenn sie jung getrunken werden.



Rajnai Rizling (Rheinriesling)
Wie der Name vermuten lässt, verbirgt sich dahinter der Rheinriesling bzw. Weißer Riesling. Mit dem Welschriesling besteht jedoch keine Verwandtschaft. Riesling allgemein wird auch als Königin der Weißweine bezeichnet, und die Deutschen werden oft um diese Rebsorte beneidet.
In Ungarn wird er nur sehr wenig angepflanzt, denn die Rebe wächst am besten in kühleren Gegenden. Dann erzeugt man aus ihr Weine von besonderer Eleganz und Vielfalt. Beachtliche Rieslingweine entstehen in der nördlichen Region um Pannonhalma.
Junge Rieslinge erinnern im Aroma oft an Äpfel, Pfirsiche, Aprikosen sowie frische Ananas und weisen eine sehr prägnante Säure aus. Gereifte Rieslinge präsentieren sich oft mit einem leichten Petrolton. Je nach Qualitätsstufe können die unterschiedlichsten Aromen assoziiert werden: von reifen Früchten über exotische Fruchtkomponenten bis hin zu Honig.



Szürkebarát (Grauer Burgunder)
Auch bekannt unter dem Namen Grauer Burgunder oder unter Grauer Mönch. Es ist nachgewiesen, dass der Grauburgunder 1375 unter Karl IV. von Frankreich aus Burgund an den Balaton nach Ungarn kam. Er ist eine wichtige Rebsorte in dieser Region. Der Name Tokaj Pinot Gris, wie der Grauburgunder im Elsass aufgrund einer geschichtlichen Anekdote hieß, ist seit 2007 verboten.
Den Grauburgunder kann man schon sehr gut an seiner Farbe erkennen, die Abstammung vom Spätburgunder ist durch sein intensives, goldgelb mit leicht rötlichen Reflexen unverkennbar. Im Duft ist er sehr intensiv und lässt Aromen von reiferen Bananen, Karamel, Mandelkrokant und Walnüssen anklingen. Im Geschmack zeigen sich diese Aromen deutlich wieder, eine milde Säure verleiht diesen Weinen einen zarten Schmelz.



Fehérburgundi (Weißburgunder)
In den deutschsprachigen Ländern lautet der Name Weißburgunder. Diese Rebsorte ist in nahezu allen Regionen Ungarns weit verbreitet. Man schätzt am Weißburgunder seine Feinfruchtigkeit, die an frische Ananas, Williamsbirnen und weiße Blüten denken lässt. Seine erfrischende Säure unterstützt diese Aromatik. In Ungarn wird dieser Weißwein meist trocken bis halbtrocken ausgebaut und jung getrunken.



Piros Tramini (Gewürztraminer)
Zu Deutsch Gewürztraminer oder roter Traminer. Die besten ungarischen Tramini wachsen an den Ufern des Balatons. Unverkennbar ist das würzig-üppige Aroma, welches unverwechselbar zu dieser Rebsorte gehört, sehr bukettreich mit Noten von Rosen, Marzipan, Rosinen und Quitten. Auf der Zunge erscheinen diese Aromen weich und kräftig zugleich, die milde Säurestruktur rundet das Geschmackserlebnis ab. Weine dieser Rebsorte werden oft halbtrocken und halbsüß ausgebaut und sind so eine perfekte Kombination zu den typischen ungarischen Nachspeisen.



Muskotály (Muskat Ottonel)
Auch bekannt als Muskat Ottonel, die wahrscheinlich aus einer Kreuzung von Gutedel (Chasselas) mit Muskat de Saumur entstanden ist. In Ungarn hat er sich bewährt; aus diesem Grunde wird er in anderen osteuropäischen Ländern auch als Ungarischer Muskateller bezeichnet.
Seine Aromen ähneln denen des Gewürztraminers, er wirkt jedoch nicht so wuchtig und duftet oft nach exotischen Früchten und dezent nach Muskat. Er ist trocken ausgebaut ein beliebter Aperitif-Wein, erbringt aber gerade im edelsüßen Bereich erstaunlich gute Qualitäten.



Sárga Muskotály (Gelber Muskateller)
Es handelt sich um eine sehr alte aromatische Rebsorte, die die Wärme liebt. Diese Rebsorte eignet sich hervorragend für die Vinifizierung eines edelsüßen Weines. In Ungarn ist sie für den Tokaj eine der drei wichtigsten Rebsorten, die in diesem Gebiet klassifiziert sind.



Zöld Veltelini (Grüner Veltliner)
Der Grüne Veltliner kam natürlich aus Österreich nach Ungarn und ist daher sehr viel im Grenzland zu finden. Über seine genaue Herkunft wird derzeit noch spekuliert. Nach neuesten Erkenntnissen ist er eine Kreuzung aus Traminer mit einer noch unbekannten Rebsorte, die nach ihrem Auffindungsgebiet „St. Georgen“ bezeichnet wird.
Wie die österreichischen Weine überzeugt er durch seine Frische und Lebendigkeit. Im Duft erkennt man die Rebsorte normalerweise an ihrem typischen „Pfefferl – den an weißen Pfeffer erinnernden Ton – und dem deutlichen Aroma von Bananen. Die erfrischende Säure, die auf der Zunge manchmal leicht prickelt, unterstützt die fruchtigen Aromen.



Ezerjó (Tausendgut)
Bekannt auch als Tausendgut oder „Tausend Gute Dinge“. Die Rebsorte ist verbreitet im Nordwesten Ungarns. Im Gebiet Mór ist sie eine echte Spezialität. Sie war lange Zeit eine der wichtigsten Weißweinrebsorten Ungarns, in den letzten Jahren ging die Rebfläche jedoch zurück. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Ezerjó eine autochthone ungarische Rebsorte.
Die Weine werden meist trocken ausgebaut und jung getrunken. Man kann den Wein an seinen „grünen Aromen“ wie grüne Walnüsse und Äpfel, Farn und rosa Grapefruit erkennen. Bezeichnend ist die deutlich auf der Zunge spürbare Säure, die die frischen Aromen unterstützt.



Juhfark (Schafschwanz)
Diese Weißweinrebe, auch als Schafschwanz bezeichnet, ist eine inzwischen nahezu ausgestorbene ungarische Rebsorte, die man eigentlich nur noch in der Region Somló findet. Wer weiß, vielleicht erlebt sie in den nächsten Jahren eine Renaissance, denn die Weine sind anfänglich etwas robust mit einer kernigen Säure, zeigen aber später eine interessante Struktur. Die Aromen erinnern oft an weiße Blüten, Wiesenkräuter und rosa Grapefruit, die sehr lange auf der Zunge bleiben.



Királeányka (Königintochter)
Auf Deutsch heißt die Rebsorte Königintochter und ist eine rumänische Züchtung mit dem Namen Feteasca Regala, welche aus Feteasca Alba und Grasa gekreuzt wurde. In Ungarn findet man sie am Balaton, hauptsächlich in Boglar.
Im Duft erinnert sie an die Weine der Muskateller-Familie, ist sehr aromatisch und würzig. Sie hat sehr hohes Säurepotenzial und wird daher meist als restsüßer Wein ausgebaut.



Leányka
Sie ist nicht zu verwechseln mit der Királyleányka und identisch mit der rumänischen Feteasca Alba. Sie wird überwiegend im Nordwesten Ungarns um Eger angebaut. Sie ähnelt in der Aromatik stark der Kyráleányka (Königintochter), ist aber nicht so ausdrucksstark. Meistens wird sie halbtrocken bis halbsüß ausgebaut und ist beliebter Schoppenwein in den Csárdas.



Kéknyelü (Blaustengler)
Diese Rebsorte ist besonders in Österreich als Blaustengler bekannt. Sie ist eine sehr alte ungarische Rebsorte. Es wird erforscht, ob sie mit dem Picolit Blanco (Friaul) verwandt oder identisch ist. Wegen ihrer Frostempfindlichkeit und ihres geringen Ertrages ist der Anbau stark zurückgegangen. Sie wird heute nur noch an den Hängen des Balaton angebaut, vor allem um Badacsonyi.
Die Weine gelten als Spezialität, sind von kraftvoller Struktur mit deutlicher Säure und erinnern in der Aromatik an würzige Kräuter, weiße Blüten und Tannenhonig. Immer mehr Bedeutung erlangten in den vergangenen Jahren die Rebsorten Muscat Silvaner (Sauvignon blanc) und Chardonnay.



Silvaner (Sauvignon blanc)
Besser bekannt unter dem Namen Sauvignon blanc, aber weltweit sehr beliebt und verbreitete Rebsorte. Sie konnte sich auch in Ungarn immer mehr behaupten, so dass man sie nicht mehr nur in den südlicheren Anbaugebieten findet.
Geschätzt werden die Weine dieser Rebsorte wegen ihres intensiven Aromas, welches an frisches Gras, Farn, Brennesseln, Stachelbeere und schwarze Johannisbeere denken lässt. Die Aromen verstärken sich auf der Zunge durch die spritzige Säure. Sowohl im trockenen Ausbau als auch mit etwas Restsüße sind diese Weine immer sehr finessenreich.



Chardonnay
Diese weltbekannte Rebsorte hat sich natürlich von Frankreich nach Ungarn verbreitet, wird verstärkt in den südlichen Weingegenden in Ungarn angebaut und ist wie der Sauvignon blanc oder der Cabernet Sauvignon sehr beliebt wegen ihrer Vielseitigkeit. Sie kann frische fruchtige Weine für den sofortigen Konsum hervorbringen, die der Weingenießer wegen ihrer frischen Säure und den an grüne Äpfel und weiße Blüten erinnernden Aromen schätzt. Sie kann aber auch überraschen durch Weine mit großem Lagerpotenzial, eventuell im Barrique gereift.



Irsai Olivér
Im Jahr 1930 kreuzte der Ungar Pál Kocsis die beiden Rebsorten Weißer Pressburger und Perle von Csaba. So entstand die Neuzüchtung Irsai Olivér, die in Ungarn in den Gebieten Pannonhalma, am südlichen Balaton, in Matrálja und in Ászár-Neszmély zu finden ist. Oftmals wird sie auch in einer Cuvée verwendet. Sie kennzeichnet sich durch eine erfrischende Säure.